Show don’t tell, was heißt das überhaupt? Bücher leben doch davon, zu erzählen, nicht zu zeigen, das ist doch geschriebenes Wort?! Stimmt, aber das ist mit SdT gar nicht gemeint. Zur besseren Erklärung ein kleines Beispiel:
Ich bin traurig. Deshalb weine ich. Warum nur hat er das getan? Waren ihm meine Gefühle etwa egal? All die Liebesbekundungen nur vorgespielt?
„Ich bin traurig“ ist ein „tell“. Kurz und bündig wird gesagt, was Sache ist. Ich bin traurig. Der Leser weiß Bescheid und kann im Text weitergehen, hat die Information abgespeichert. Ein „show“ könnte so aussehen:
Schluchzer schnüren meine Kehle zu und meine Augen füllen sich mit Tränen, die sich nicht zurückhalten lassen. Warum nur hat er das getan? Waren ihm meine Gefühle etwa egal? All die Liebesbekundungen nur vorgespielt?
Genaugenommen ist nur der erste Satz des Beispiels die „show“-Version von „ich bin traurig“. Aber du erkennst schon, dass viel mehr Emotionen dadurch transportiert werden können und dir ganz andere Möglichkeiten eröffnet werden, die Gefühlswelt des Charakters zu erkunden. Denn ehrlich, wo passen die gedanklichen Fragen besser hin? Beim zweiten Beispiel löst du auch Emotionen beim Leser aus, er leidet mit.
Allerdings ist "
Show don't tell" keine goldene Regel, die man bei jedem Satz strikt befolgen sollte. Wenn alle Autor:innen bei allen Gefühlen nur noch „show“ verwenden, werden die Bücher unendlich lang. Manchmal passt es besser zum Erzähltempo, einfach nur „tell“ zu verwenden. Das musst du als Autor:in im Idealfall abwägen und dann umsetzen.
Am besten ist eine gesunde Mischung aus „show“ und „tell“, die sich am Erzähltempo der Geschichte orientiert und Emotionen nur in den richtigen Momenten triggert. Was angemessen ist, ist auch oft Geschmackssache. Es gibt Menschen, die lieben nur "show", andere finden das viel zu nervig. Es gibt da also kein richtig oder falsch.
Gibt es denn für dich Autor:innen, die das Prinzip zur Perfektion beherrschen? Schreibe es mir gerne in die Kommentare, ich bin sehr neugierig.
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